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Programmieren: Von den Computer-Mädels zur "Männersache"

Stell dir einen typischen Programmierer vor. Volles Klischee. Ich stellt mir einen Mann mit Bart vor, der schon seit einer Woche nicht geduscht hat und neben sich eine Red-Bull-Dose stehen hat. Aber warum ist das so? Und wusstest du, dass Programmieren früher eigentlich eine Frauensache war? Nein? Dann erzähle ich dir kurz eine Geschichte...

 

Beginn des Computers

Da der Computer als "moderne Schreibmaschine" angesehen wurde, galt er zuerst als "Frauensache".
Schreibmaschine

Der Anfang des Computers war im Prinzip die Schreibmaschine. Die ersten Computer hatten auch nur den Zweck der Textverarbeitung - mehr konnten sie einfach noch nicht. Und wie wahrscheinlich die Meisten zustimmen würden, ist unser Bild des typischen Sekretärs so weiblich, wie das eines Programmierers männlich. Und daher war zu Beginn der Computer als "Frauensache" abgeschrieben, da es einfach zum "modernen Sekretär-Beruf" dazugehörte.


 

Männermangel


Dann begann der 2. Weltkrieg und die meisten Männer mussten in den Krieg ziehen. Damit fingen immer mehr Frauen an zu arbeiten - auch in der Technik und vor allem in Programmier-Berufen. In den 1940ern bis 1960ern war der tatsächlich Großteil der ProgrammiererInnen weiblich. Das Studium der Computerwissenschaften hatten eine Frauenquote von 40%. Das klingt jetzt vielleicht erstmals nicht unglaublich viel - im Vergleich zu anderen Studiengängen war das jedoch eine sehr hohe Zahl. 1967 schrieb die Cosmopolitan:

„Es ist die Zeit der Computer-Mädels“
 

Die Programmiererinnen

Der erste programmierbare Computer ENIAC wurde von sechs Frauen bedient - den ersten Programmiererinnen der USA.
Die ENIAC-Frauen

Im 2. Weltkrieg wurden Rechner immer weiter entwickelt, da die Rechenleistung für Kriegsstrategien benötigt wurden. Auch in Pennsylvania wurden Rechnerinnen - sogenannte "Computers" - angeworben, die händisch Flugbahnen u.ä. berechneten. Sechs davon wurden in ein gemheimes Projekt involviert - den ENIAC - Rechner. Wenn du mehr darüber hören willst, schau doch bei unserem Podcast vorbei - da gibt es die Geschichte in voller Länge: www.bossinnen.com/podcast oder überall, wo du sonst deine Podcasts hörst!


Aber die ENIAC-Programmiererinnen sind kein Einzelfall. Die Meisten Angestellten bei IBM waren damals Frauen. Vielleicht kennst du ja auch den Film "Hidden Figures", in dem von drei afroamerikanische Frauen bei der NASA erzählt wird. Auch Algorithmen, so wie wir sie heute kennen, wurde von einer Frau erfunden: Grace Hopper. Die Mondlandung wurde nur durch die Entwicklerinnen Kathrine Johnson und Margaret Hamilton ermöglicht. Ich könnte wahrscheinlich ewig Frauen aufzählen...


 

Der Wandel zur "Männersache"

Aber wie kam es nun dazu, dass wir Programmieren heute als "Männersache" sehen? Die Forscherin Jane Margolis hat die Vermutung, dass der "Fall" mit dem Personal Computer begann. Bei der Vermarktung wurden junge Buben als Zielgruppe ausgewählt, um ihnen den Heimcomputer als erste Spielkonsole zu verkaufen. Damit wurde die noch sehr junge Gamer-Branche erschaffen. Und die Werbung zeigte Wirkung: In den 90er-Jahren wurde unverhältnismäßig mehr Jungen ein Computer gekauft, als den Töchtern. Damit kamen Jungen meist schon viel früher in Kontakt mit der Technik und so wurden Frauen immer mehr davon abgeschreckt diesen Berufspfad zu verfolgen.

 

Die heutige Lage


Die Frauenquote der Technischen Universität Wien liegt heute bei ca. 30% (wobei das Architekturstudium mit seinem 60%-Frauenanteil definitiv den Schnitt hebt). Bauingenieurwesen 20%, Elektrotechnik 15%, Maschinenbau 5%, Mathematik 30%, Physik 15%. Der Frauenanteil in Informatik lag 2017 auf der TU bei unter 15% - und das war im Vergleich zu den 5 Jahren davor schon ein ziemlich hoher Wert. Nur 5% der Informatik-Professorinnen sind weiblich! Keine Spur mehr von dem ehemaligen Label des "Frauenberufs". Und was ist passiert? Irgendein Typ in einer Werbe-Agenturen vor einigen Jahrzehnten hat sich eingebildet, dass sich ein Computer besser verkauft, wenn man einen Jungen im Werbespot zeigt...


So zeigt sich, dass manche Dinge, die wir heutzutage als "natürlich gegeben" hinnehmen gar nicht so natürlich sind, sondern vielmehr gesellschaftlich konstruiert! Wir müssen das Programmieren wieder zu "unserem" Beruf machen - denn die Geschichte zeigt, dass wir Frauen darin ganz schön gut sind:)


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